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Blutvergiftung - wie Pflegekräfte eine Sepsis erkennen

Bei einer Sepsis befindet sich der menschliche Körper im Ausnahmezustand. Je mehr du über
Sepsis weißt, desto schneller erkennst du die Frühsymptome und kannst im Notfall sofort
handeln. Sepsis ist die schwerste und lebensbedrohlichste Komplikation von
Infektionserkrankungen. Sepsis – auch Blutvergiftung genannt – entsteht, wenn die
körpereigenen Abwehrreaktionen gegen die eindringenden Infektionserreger ankämpfen und
somit beginnen das eigene Gewebe, sowie die eigenen Organe zu schädigen. Das
Immunsystem wird somit überaktiviert (Zytokinsturm).

Die Folgen einer Sepsis sind Schock, Multiorganversagen und Tod, vor allem wenn die
Symptome nicht früh genug erkannt und sofort behandelt werden. Sepsis ist bei uns für über
11 % aller Todesfälle in der Altersgruppe der 0-19-Jährigen verantwortlich. Bei denjenigen,
die an einer Sepsis erkranken, versterben im Krankenhaus immer noch über 16 Prozent.
Früh- und Neugeborene sind besonders gefährdet. In Deutschland ist derzeit mit etwa 1.000
Sepsisfällen pro 100.000 Geburten zu rechnen. Bei Neugeborenen mit sehr geringem
Geburtsgewicht ist Sepsis besonders häufig. Fast 18 Prozent der Frühgeborenen entwickeln
eine Sepsis, in 12 Prozent der Fälle verläuft sie tödlich. Gegen einige der Krankheitserreger,
die zu einer Sepsis führen können, gibt es effektive Impfungen (z. B. gegen Pneumokokken,
Masern und Grippe).

Ursachen und Verlauf einer Sepsis

Die häufigsten Ursachen sind:

  • Lungenentzündungen
  • Entzündungen im Bauchraum
  • Entzündungen in den Harnwegen
  • Bakterien oder Viren
  • Pilze und Parasiten können ebenfalls eine Infektion auslösen

Dadurch aber werden nicht nur die Erreger, sondern als Kollateralschaden auch körpereigene, gesunde Zellen und Organe angegriffen. Wird nun nicht schnell ein wirksames Antibiotikum oder z.B. bei einer Virusinfektion ein gegen diesen Erreger wirksames Medikament verabreicht, entwickeln sich Multiorganversagen und ein septischer Schock, bei dem auch die Blut- und Sauerstoffversorgung lebenswichtiger Organe in Mitleidenschaft gezogen wird und diese ihre Funktion einstellen. In 20-30% der Sepsisfälle ist es zusätzlich zur medikamentösen Bekämpfung der Infektionserreger nötig, durch chirurgische Maßnahmen oder die Entfernung infizierter Prothesen den Infektionsherd operativ zu sanieren.

Diagnose und Behandlung

Bei Verdacht auf eine Sepsis ist sofortige ärztliche Hilfe notwendig. Eine Sepsis muss immer im Krankenhaus, in schwereren Fällen auch auf der Intensivstation behandelt werden. Bei der Aufnahme wird zunächst Blut abgenommen, um den auslösenden Erreger zu bestimmen. Weitere Blutwerte bestimmen die Funktionen lebenswichtiger Organe und des Herz-Kreislauf-Systems. Die Auswertung des Blutbilds benötigt meist mehrere Tage, deshalb wird sofort ein Breitbandantibiotikum intravenös verabreicht. Um den Kreislauf zu stabilisieren, wird außerdem Flüssigkeit gegeben. Die Sauerstoffsättigung des Blutes wird gemessen und ggf. Sauerstoff über eine Nasensonde gegeben. Bei einem Blutdruckabfall werden ebenfalls Medikamente zur Stabilisierung verabreicht.

Nach wie vor gibt es keine spezifischen Symptome. Häufig werden die Anzeichen einer Sepsis, mit einer Erkältung oder Grippe verwechselt. Jedoch gibt es einige Warnsignale / Frühzeichen, auf die man achten sollte.

  • Ein nie gekanntes schweres Krankheitsgefühl
  • Müdigkeit, Apathie (krankhaft verminderte Ansprechbarkeit)
  • Auftretende Verwirrtheit
  • Schnelle, schwere Atmung
  • Erhöhter Puls
  • Stark fallender Blutdruck
  • Kalte, fleckige Haut an Armen / Beinen

Der bekannte rote Strich auf dem Arm ist im Übrigen kein notwendiges Anzeichen einer Sepsis. Er zeigt die Entzündung einer Lymphbahn an, die zu einer Sepsis führen kann. Er muss aber nicht zwingend bei einer Sepsis auftreten.

Wie man sich vor einer Sepsis schützt

Sepsis ist die schwerste Stufe einer Infektion. Vor einer Sepsis kann man sich nicht direkt schützen, aber vor einer Infektion. Folgende Maßnahmen können dabei helfen, Infektionen vorzubeugen – und damit auch das Risiko für das Auftreten einer Sepsis zu senken:

  • Hygienemaßnahmen, gründliches Waschen der Hände
  • erhöhte Aufmerksamkeit und ggf. ärztliche Behandlung bei Infektionen
  • die korrekte Einnahme ärztlich verordneter Antibiotika / anderer Antiinfektiva
  • konsequente Behandlung chronischer Krankheiten (z.B. der Lunge, Leber oder Diabetes)
  • sorgfältiger Umgang mit Wunden und entzündeten Insektenstichen
  • Impfungen entsprechend der Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) 

Welche Beeinträchtigungen können infolge einer Sepsis auftreten?

In 75% der Fälle bleiben nach einer Sepsis gravierende Folgeschäden „Post-Sepsis-Syndrom“. Die meisten Patienten, bei denen eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich war, sind nach dem Aufwachen aus einem mehrwöchigen künstlichen Koma zunächst komplett bewegungsunfähig. Nicht selten sind durch die Sauerstoff-Unterversorgung während der Sepsis einzelne oder mehrere Gliedmaßen so stark geschädigt, dass das Gewebe abstirbt (Nekrosen).

Noch häufiger sind Langzeitfolgen der Sepsis, die nach außen nicht sichtbar sind:

  • Leistungseinschränkungen nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf psychischer Ebene
  • Schlafstörungen, bleierner Müdigkeit nach nur geringer Belastung
  • chronischer Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
  • verminderte seelische Belastbarkeit
  • Es können Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen auftreten
  • Taubheitsgefühle und Lähmungen sind nicht selten
  • In einigen Fällen treten Angstzustände, Depressionen, Halluzinationen und Albträume auf
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) können auch eine schwere Folge der Sepsis sein

Es wird angenommen, dass die während der Sepsis auftretende Schädigung von Neuronen (durch Toxine, Blutdruckabfall oder den Übertritt entzündlicher Stoffe in das Gehirn) für diese Langzeitfolgen verantwortlich ist.

Sepsis bei Insektenstichen?

Häufig taucht die Frage auf, ob Stiche von Mücken, Bienen und Wespen zu einer Sepsis führen können. Grundsätzlich löst der Insektenstich selbst keine Sepsis aus. Jedoch können Keime in den Körper gelangen, die eine Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle verursachen. Zunächst ist dies kein Grund zur Sorge. Falls sich diese Infektion jedoch lokal ausdehnt, ist eine ärztliche Abklärung und ggf. antibiotische Behandlung dringend zu empfehlen.

Quellen: